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ETF-Entnahme: Welche Strategien gibt es?

Sparen und investieren ist das eine. Aber irgendwann kommt der Moment, in dem du das Geld auch nutzen möchtest – z.B. nach deiner Pension (gratuliere!)

Genau wie beim Investieren stellt sich dann die Frage: Wie mache ich das am besten? Hier zeige ich dir gängige Ansätze, die sich in der Praxis bewährt haben.

Keine Anlageberatung. Dieser Beitrag dient nur der Information und spiegelt meine persönliche Meinung wider.

Feste Entnahme – die klassische 4%-Regel

Die wohl bekannteste Strategie, oft als 4%-Regel bezeichnet. Du legst einen fixen Betrag pro Jahr fest, basierend auf 4% von deinem Depot-Vermögen zum Zeitpunkt der Pension, und für diesen Betrag verkaufst du jährlich ETF-Anteile. Wenn du bei deiner Pension also 500’000 CHF im Depot hast, sind das 20’000 CHF pro Jahr.

Die Trinity-Studie zeigt: Historisch hätte eine jährliche Entnahme von 4% des Startvermögens in den meisten Fällen für 30+ Jahre gereicht – trotz Kursschwankungen und Inflation. Interessant: Reine Aktien-Depots schnitten dabei deutlich besser ab als Mischfonds mit Anleihen.

Dynamische Entnahme – prozentual vom aktuellen Depotwert

Diese Variante ist eine praktische Ableitung aus der 4%-Regel. Statt jedes Jahr denselben Betrag zu entnehmen, beziehst du einen festen Prozentsatz – zum Beispiel 4% – vom aktuellen Depotwert. So schützt du dein Depot davor, in schwachen Marktphasen zu stark geschröpft zu werden.

Diese Methode wird auch als Percentage-of-Portfolio-Withdrawal bezeichnet. Der grosse Vorteil: Deine Entnahme passt sich flexibel der Marktentwicklung an und du reduzierst das Risiko, dass dein Depot vorzeitig auf 0 fällt.

Dividendenstrategie – leben vom Cashflow

Du entnimmst nur die Dividenden, die deine ETFs ausschütten. Das Grund-Investment bleibt unangetastet, du verkaufst also keine ETFs. Das setzt voraus, dass du in Dividenden-ETFs investiert hast. Diese schütten zwar regelmässig aus, sind aber oft weniger breit diversifiziert und können in Krisen auch weniger ausschütten. Wenn du das vorhast, lohnt es sich, einige Jahre vor der Pensionierung mit dem Umschichten zu beginnen, falls du bevorzugt in thesaurierende ETFs investiert hast.

Entnahme nach Restlaufzeit

Du kalkulierst, wie lange du noch Geld aus dem Depot entnehmen möchtest, und teilst dein Vermögen entsprechend auf die Anzahl Jahre auf. Wenn du von einer Restlaufzeit von 10 Jahren ausgehst, entnimmst du im ersten Jahr 1/10 des Depots, im zweiten 1/9, dann 1/8 … bis am Schluss alles aufgebraucht ist. Der Vorteil ist, dass du dein Depot planmässig vollständig entleerst – aber du solltest dich in deiner Lebenserwartung nicht verkalkulieren 😉 deshalb wird diese Methode oft verwendet, um fixe Zeitspannen zu überbrücken – zum Beispiel bis zum Rentenbeginn.

Was kommt nach der Wahl deiner Entnahmestrategie?

Egal, ob du dich für eine fixe oder flexible Entnahme entscheidest — die nächste Frage ist: Welche ETFs (oder welches Geld) verkaufst du eigentlich zuerst?

Hier hilft dir der sogenannte Bucket-Ansatz [1], auf Deutsch oft «Drei-Töpfe-Strategie» genannt. Die Bucket-Strategie setzt voraus, dass du dein Vermögen nicht nur in Aktien-ETFs hältst, sondern auch sicherere Bestandteile wie Anleihen-ETFs oder Cash eingeplant hast. Sie hilft dir dann zu entscheiden, aus welchem „Topf“ du deine Entnahmen zuerst finanzierst – typischerweise beginnst du mit dem risikoarmen Teil und lässt deine Aktien möglichst lange investiert:

  • Kurzfristig (3–5 Jahre): Cash, Sparkonto oder ein Geldmarkt-ETF. Hier liegt das Geld, das du in den nächsten Jahren brauchst.
  • Mittelfristig (5–10 Jahre): Stabile Anlagen wie Anleihen und ausgewählte defensive Aktien-ETFs, zum Beispiel aus dem Immobilien- oder Versorgungssektor.
  • Langfristig (10+ Jahre): Aktien-ETFs, breit gestreute Weltportfolios – das bleibt investiert und kann weiter wachsen.

Fazit: Berücksichtige deine persönliche Situation

Jede Entnahmestrategie hat ihre Vor- und Nachteile. Welche für dich passt, hängt vor allem davon ab:

  • Wie stark schwanken dürfen deine Entnahmen?
  • Möchtest du das Kapital möglichst lange erhalten – oder bewusst aufbrauchen?
  • Wie wichtig ist dir Planungssicherheit?
  • Wie flexibel willst (oder kannst) du auf den Markt reagieren?

Auch solltest du deine anderen Einkommen, die du noch hast (AHV, Pensionskasse, 3. Säule, Nebeneinkünfte…), berücksichtigen. Es kann Sinn machen, deine Situation mit einem Finanzberater zu analysieren, denn am Ende zählt: Du brauchst einen Plan – und du musst dich mit ihm wohlfühlen.

Mit Inhalten von Vanguard.