Indizes wie der MSCI World enthalten einfach die grössten Firmen, die es im jeweiligen Bereich gibt.
Der MSCI World beispielsweise packt die rund 2’500 grössten Unternehmen aus 23 Industrieländern rein.
Daneben gibt es aber auch Indizes, die nicht nur nach Grösse gehen, sondern gezielt nach bestimmten Eigenschaften filtern – den sogenannten Faktoren.
Statt einfach alles zu nehmen, wird zum Beispiel geschaut:
- Ist die Firma günstig bewertet? (Value)
- Hat sie besonders stabile Zahlen? (Quality)
- Geht die Aktie gerade durch die Decke? (Momentum)
Diese Eigenschaften werden dann in einem Index gebündelt – und genau solche bilden Faktoren-ETFs ab. Man nennt diese auch Smart-Beta-ETFs, weil sie bewusst von der klassischen Marktkapitalisierungsgewichtung abweichen, um bestimmte Eigenschaften gezielt zu übergewichten. Aber was steckt dahinter? Und lohnt es sich, solche ETFs überhaupt ins Depot zu holen?
Value – günstige Aktien
Value-Aktien gelten als «unterbewertet» – also günstig im Verhältnis zu ihren Kennzahlen. Heisst: Man prüft Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) oder Dividendenrendite. Wenn dieser im Vergleich tief ist, landet die Aktie im Index. Die Idee: Günstige Aktien holen langfristig auf, wenn der Markt ihre Qualität erkennt. Der Haken: Manchmal sind Aktien günstig, weil sie echte Probleme haben. Nicht jede Value-Aktie ist ein Schnäppchen – manche sind einfach Ladenhüter.
Quality – stabile Aktien
Quality-Aktien sind Firmen mit gesunden Bilanzen, stabilen Gewinnen und guter Kapitalrendite. Typische Kennzahlen: Eigenkapitalrendite, Verschuldungsgrad, Gewinnstabilität über mehrere Jahre. Diese Firmen wachsen nicht unbedingt explosionsartig, aber liefern verlässlich ab – auch in schwierigeren Zeiten. Die Idee: Wer auf Qualität setzt, schläft ruhiger – diese Firmen machen auch in Rückschlägen keine Bauchlandung. Der Haken: Qualität ist beliebt – und beliebte Aktien sind oft teuer. Damit sinkt die erwartete Rendite wieder. Zudem überlappen sich Quality-Indizes oft stark mit Standard-Indizes wie dem MSCI World.
Momentum – beliebte Aktien
Momentum-Aktien sind die aktuellen Überflieger. Der Index betrachtet typischerweise die Kursentwicklung der letzten 6–12 Monate. Aktien, die zuletzt besonders gut gelaufen sind, werden aufgenommen. Die Idee: Was läuft, läuft weiter – zumindest eine Zeit lang. Anlegende springen auf den Trend auf, und Momentum-Strategien reiten genau diese Welle. Der Haken: Wer oben einsteigt, kann tief fallen. Wenn die Party vorbei ist, sind Momentum-Aktien oft die ersten, die abtauchen.
Machen Smart-Beta-ETFs Sinn für mein ETF-Portfolio?
Value, Quality und Momentum sind spannende Ergänzungen. Aber ehrlich gesagt: Wenn du gerade erst mit dem Investieren anfängst oder dein Portfolio bewusst einfach halten willst, dann brauchst du sowas vermutlich nicht. Ein breit gestreuter ETF wie der MSCI ACWI IMI oder der FTSE All-World deckt bereits den ganzen Markt ab – inklusive Value-, Quality- und Momentum-Aktien, aber halt nicht ausschliesslich. Faktor-ETFs können etwas mehr Rendite bringen. Aber wie alles, was mehr Rendite verspricht, ist dabei auch das Risiko höher. Zudem sind bei diesen ETFs tendenziell auch die laufenden Kosten (TER) höher, da sie häufiger umschichten müssen.
Es spricht aber absolut nichts dageben, einen kleinen Teil deines Portfolios in solche ETFs zu buttern, wenn dir das zusätzliche Risiko bewusst ist. Du lernst viel dabei, und wenn’s mal absackt, tut’s dir nicht weh. Wenn du erfahrener bist, kannst du natürlich auch dein komplettes ETF-Portfolio mit verschiedenen Faktor-ETFs aufbauen. Das geht – sprengt aber den Rahmen dieser Website, die sich bewusst an Einsteiger richtet, die eben nicht jede Woche ihre ETF-Gewichtung nachjustieren wollen. 😅