Skip to content

ETF: Ausschüttend oder thesaurierend?

Bevor du in ETFs investierst, solltest du dir eine grundlegende Frage stellen: Willst du Dividenden regelmässig ausgezahlt bekommen (ausschüttend) oder automatisch reinvestieren lassen (thesaurierend)?

Um die Entscheidung zu treffen, musst du zuerst verstehen, wie sich diese beiden Varianten unterscheiden.

Ausschüttend vs. thesaurierend: Der Unterschied

Viele Unternehmen zahlen nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr Dividenden an ihre Aktionäre aus. Das heisst: Ein Teil des Gewinnes wird ausgeschüttet – z.B. 10 Franken pro Aktie. Wenn du 20 Aktien besitzt, bekommst du also 200 Franken.

Bei einem ETF besitzt du nicht direkt die Aktien der Unternehmen, sondern Anteile am Fonds, der diese Aktien hält. Die Dividenden, die die Unternehmen zahlen, landen also zuerst beim ETF-Anbieter. Die entscheidende Frage ist: Was macht dieser mit diesen Dividenden?

  • Ausschüttend: Die Dividenden werden an dich ausgezahlt.
  • Thesaurierend: Die Dividenden werden direkt wieder im ETF reinvestiert.

Ausschüttende ETFs

Bei ausschüttenden ETFs bekommst du regelmässig Dividenden auf dein Depot überwiesen. Von dort kannst du das Geld auf dein Bankkonto auszahlen lassen oder selbst wieder in den ETF investieren.

Vorteile

  • Passiveinkommen: Regelmässiger Cashflow
  • Flexibilität: Auszahlung oder Reinvestition möglich

Nachteile

  • Kosten bei manueller Reinvestition: Ordergebühren/Stempelsteuer
  • Weniger langfristiges Wachstum: Dividendenzahlungen reduzieren kurzfristig den ETF-Kurs

Ausschüttende ETFs können besonders für Personen interessant sein, die ein regelmässiges Einkommen aus ihren Investments wünschen, zum Beispiel Teilzeitbeschäftigte, Selbstständige mit schwankendem Einkommen oder Pensionierte.

Thesaurierende ETFs

Thesaurierende ETFs reinvestieren Dividenden automatisch in neue Anteile des Fonds. Du erhältst also keine direkte Auszahlung, dafür steigt der Wert deiner ETF-Anteile. Durch die automatische Wiederanlage profitierst du vom Zinseszinseffekt, was thesaurierende ETFs für langfristiges Wachstum besonders attraktiv macht.

Vorteile

  • Langfristiges Wachstum: Dividenden werden automatisch reinvestiert = Zinseszinseffekt
  • Günstige Reinvestitionen: Keine zusätzlichen Kosten

Nachteile

  • Kein Passiveinkommen: Geld gibts erst beim Verkauf
  • Keine Flexibilität: Dividenden werden fix reinvestiert

Thesaurierende ETFs eignen sich besonders für langfristige Investoren, die ihr Vermögen über Jahre oder Jahrzehnte aufbauen möchten.

Der steuerliche Unterschied

In der Schweiz werden Dividenden immer als Einkommen versteuert – egal, ob der ETF ausschüttend oder thesaurierend ist. Steuerlich spielt die Wahl also keine Rolle.

Teurer sind ausschüttende ETFs nur, wenn du die Dividenden manuell wieder investierst: Dann fallen Brokergebühren, ggf. Stempelsteuern oder Wechselgebühren an. Bei thesaurierenden ETFs werden die Dividenden automatisch reinvestiert, wodurch diese Kosten entfallen.

Fazit: Wann ausschüttend, wann thesaurierend?

Die Wahl hängt von deinen persönlichen Zielen ab:

  • Du möchtest regelmässiges Passiveinkommen und bist bereit, dafür auf etwas langfristigen Wertzuwachs zu verzichten? Dann wähle einen ausschüttenden ETF.
  • Du möchtest dein Vermögen langfristig maximieren und kannst auf regelmässige Ausschüttungen verzichten? Dann wähle einen thesaurierenden ETF.

Viele Anleger kombinieren beide Ansätze. So kann ein Teil des Portfolios für kurzfristige Liquidität ausschüttend sein, während der Grossteil thesaurierend investiert wird.

Persönliches Beispiel: Ich selbst habe rund 20% meines Portfolios in ausschüttenden ETFs. Da ich selbstständig bin und ein unregelmässiges Einkommen habe, schätze ich es, wenn ab und zu mal etwas Cash aufs Konto tröpfelt. Den Grossteil halte ich jedoch in thesaurierenden ETFs, um langfristig vom Zinseszinseffekt zu profitieren.